Die Schulinspektion ist in Berlin seit dem Schuljahr 2005/2006 ein wesentlicher Bestandteil schulischer Qualitätssicherung und -entwicklung. Indem sie dazu beiträgt, dass die schulischen Verbesserungsmaßnahmen eingeleitet, erfasst, bewertet und bilanziert werden, soll sich langfristig die Qualität und Vergleichbarkeit von Schulen steigern. 

Laut der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft verfolgt sie vor allem folgende Ziele (S. 10 der Studie):

  • Datengestützte Bewertung von Schulqualität
  • Hinweise zur Unterstützung der Qualitätsentwicklung an den Schulen
  • Optimierung der Zuverlässigkeit der schulinternen Qualitätseinschätzung
  • Steigerung der Verbindlichkeit der schulischen Qualitätsentwicklungsprozesse
  • Erstellung vergleichbarer Daten und Informationen als Steuerungswesen

Schulinspektionen finden in Form externer Evaluationen der öffentlichen Schulen in Berlin statt. Ein Schulinspektionsteam besteht aus mehreren Personen, die über mehrjährige Erfahrung im Schul- und Schulaufsichtsdienst und eine spezielle Qualifikation für externe Evaluation verfügen. Im Rahmen der Inspektion analysieren sie verschiedene Qualitätsdimensionen: Schulorganisation, Management, Schulleben und insbesondere den Unterricht. Dabei geht es jedoch nicht um die Beurteilung der einzelnen Lehrkräfte, sondern darum, Schulen als Gesamtsystem zu untersuchen.

Begleitstudie zur Weiterentwicklung der Schulinspektion

In der ersten Inspektionsrunde wurden zwischen 2005 und 2011 alle öffentlichen Schulen in Berlin mindestens einmal inspiziert. Um die Weiterentwicklung dieses neuen Instruments zu unterstützen, wurde dies von einer wissenschaftlichen Studie begleitet, die den Prozess und die Wirkung der Inspektion untersuchte. Auf Grundlage einer systematischen Evaluation der ersten Runde konnte das Verfahren für den zweiten Durchgang der Schulinspektion dann angepasst werden. Auch im Rahmen der zweiten Runde der Schulinspektion, die zwischen 2011 und 2017 erfolgte, fand eine wissenschaftliche Begleitstudie statt, durchgeführt vom Institut für Schulqualität der Länder Berlin und Brandenburg e. V. (ISQ). Als Fortführung der Wirkungsanalyse bietet sie eine Grundlage, um die Schulinspektion zukünftig weiterzuentwickeln. Ihre Ergebnisse wurden im Juli 2019 veröffentlicht.
Die Studie erfasst, entsprechend ihres Titels, „Wahrgenommene Auswirkungen der Schulinspektion aus Sicht von Schulleitungen und Schulaufsicht in Berlin“. Dazu wurden von Januar bis Oktober 2018 mittels Papierfragebögen die Schulleitungen aller in der zweiten Runden inspizierten Schulen sowie Schulaufsichtspersonen, die allgemeinbildende Schulen dabei begleitet hatten, befragt. 65 % der Schulleitungen und 55 % der Schulrätinnen und -räte schickten den ausgefüllten Fragebogen zurück.

Unterschiedliche Erwartungen an die Schulinspektion

Die Studie liefert wichtige Einsichten in die Stärken, aber auch den weiteren Entwicklungsbedarf der Schulinspektion. Dabei deutet sie auch an, wo insbesondere Schulaufsicht in Zukunft ansetzen kann, um die Wirksamkeit der Schulinspektion als Instrument der Qualitätsentwicklung auf schulischer Seite zu steigern.
Es zeigt sich beispielsweise, dass sowohl Schulleitungen als auch Schulaufsichtspersonen die Schulinspektion insbesondere als Kontrollinstrument wahrnehmen und mit der Qualität der Inspektionsergebnisse grundsätzlich sehr zufrieden waren (vgl. S. 90f.). Übereinstimmung besteht allerdings auch darin, dass beide Seiten den tatsächlichen Nutzen der Schulinspektion für die pädagogische Arbeit und Schulentwicklung bislang eher skeptisch sehen (vgl. S. 93).
Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang zudem, dass Schulaufsichtspersonen die Schulinspektion sowie damit verknüpfte und dadurch ausgelöste Prozesse insgesamt deutlich positiver bewerten als Schulleitungen. Dies lässt sich einerseits darauf zurückführen, dass der Inspektionsprozess für Schulleitungen mit einem höheren Aufwand verbunden ist als für Schulaufsicht. Andererseits haben beide Seiten unterschiedliche Erwartungen an die Schulinspektion und die damit verbundene Zusammenarbeit untereinander. So sehen Schulleitungen z. B. die Unterstützung durch die Schulaufsicht bei der Analyse der Evaluationsergebnisse und der Konzeption darauf aufbauender Schulentwicklungsmaßnahmen kritisch, während Schulaufsichtspersonen ihre Beratungsleistung dabei als sehr hoch einschätzen. Die Ergebnisse der Studie weisen so unter anderem auf die Notwendigkeit einer intensiveren Verständigung über die Ziele der Schulinspektion sowie die von den Schulleitungen gewünschten und von Schulaufsichtspersonen realisierbaren Unterstützungsleistungen hin (vgl. S. 91 und 93ff.).
Weitere Hintergründe zur Studie und eine detaillierte Auswertung aller Ergebnisse finden Sie im vollständigen Ergebnisbericht.
 

Die komplette Studie zum Download

Preuße, D., Pohl, J., Gärtner, H., (2019), Wahrgenommene Auswirkungen der Schulinspektion aus Sicht von Schulleitungen und Schulaufsicht in Berlin – Ergebnisbericht; Herausgeber: Institut für Schulqualität der Länder Berlin und Brandenburg e.V. (ISQ)
Der Ergebnisbericht wird unter der Creative Commons-Lizenz „Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0)“ veröffentlicht. 

  • Erscheinungsdatum: 18.09.2020
Creative Commons BY-SA 4.0

Dieser Artikel wird unter der Creative Commons-Lizenz „Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0)“ veröffentlicht. Weitere Informationen: Creative Commons Lizenz

Weitere Beiträge zum Thema